Frauen werden auf offener Straße vergewaltigt und wenn sie die Tat anzeigen noch mit Peitschenhieben bestraft. Dieben wird die Hand abgeschlagen. Schwule öffentlichkeitswirksam hingerichtet. Vor dem Brandenburger Tor wird der Sharia Tag in Scharlachrot zelebriert, als Feinde des Islams in einem spektakulär als Großevent inszenierten Massenmord ihr Leben lassen. Das alles geschieht nicht im Iran oder in Saudi-Arabien, sondern in Deutschland 2042, in dem der IS den gesamten Staat übernommen hat. Dieses Szenario skizziert der Autor Akim al Kadr in seinen „Reportagen einer dystopischen Zukunft“. Und wenngleich diese extreme Darstellung wohl ziemlich unplausibel erscheint und dieser Form wohl nie eintreten wird, so kann man in Zeiten, in denen Lehrer in Angst leben müssen, weil sie gegen religiöse Dogmen verstoßen und Sharia Polizisten ihre eigene Schattenjustiz durchführen, nicht in Abrede stellen, dass eine fatale Entwicklung im Gange ist.
Mehr Beschreibung als echte Literatur
So oder so. Letztendlich beschreibt der Autor nichts, was nicht schon bekannt wäre über das brutale Vorgehen des Islamischen Staates und anderen islamischen Terrororganisationen. Und verlegt das Geschehen direkt in unsere Mitte. Ein Großteil des Buches dreht sich dabei nicht einmal um die Grundidee selbst, sondern befasst sich vielmehr mit den Eroberungszügen der Gotteskrieger in Afrika, wo sie leichtes Spiel haben und aufgrund ihrer Erfolge die Übernahme in Europa, im Speziellen Deutschland, vorzubereiten. Im Zentrum steht ein gewisser Abubakar Umar, der als General des IS ein gewalttätiger Warlord ist und später in Berlin als normaler Bürger durch die Straßen geht. Das Buch gliedert sich dabei in 29 Reportagen, die als Kapitel gewertet werden können. Manche behandeln die Eroberungszüge von Umar, andere gewähren einen Einblick in das Leben von anderen IS-Anhängern oder in Angehörigen des nigerianischen Militärs. Auf diese Weise werden immer wieder andere Faktoren angesprochen, welche den Erfolg der Dschihadisten begünstigen und ihnen den Weg ebnen.

Diese Erzählstruktur bringt es mit sich, dass es keine wirkliche Hauptfigur gibt, geschweige denn einen Charakter zur Identifikation. Das Werk entzieht sich auch der klassischen literarischen Dramaturgie und ist insgesamt sehr simpel geschrieben. Sicherlich kann man sich nun fragen, ob das Buch einfach nur wenig professionell verfasst wurde oder ob Absicht dahintersteckte. Ich gehe vom Letzteren aus. Der Autor schreibt drastisch, brutal und teilweise auch vulgär, als würde er die Geschehnisse aus dem Mund gesprochen widergeben. Grundsätzlich ist diese Herangehensweise durchaus nachvollziehbar, führt allerdings dazu, dass es „Tödlicher Wüstensturm“ zuweilen an Tiefe missen lässt.
Wichtige Punkte werden angeschnitten
Allerdings wirkt es trotz der Tendenzen zur Oberflächlichkeit nie so, als hätte sich niemand überhaupt welche Gedanken gemacht. Beim Lesen fiel mir auf, dass schon einige Geschehnisse der Weltpolitik angeschnitten werden, die als Katalysator für das größere Wiederaufleben des IS dienlich wären. So deutet sich an, dass die USA und etwaige Koalitionäre den Umtrieben in Nigeria und dem Machtzuwachs im Nahen Osten nicht Einhalt bieten konnten, weil der gesamte Fokus auf dem eskalierenden Konflikt mit China lag.
Weiterhin angesprochen werden etwa:
- Wie Korruption und Misswirtschaft in Ländern wie Nigeria die verarmten und perspektivlosen Menschen in die Hände des IS treibt.
- Wie Länder wie Pakistan verschiedene Kampftruppen auf der ganzen Welt unterstützt.
- Wie sehr konservative Islamverbände ihren Einfluss in der westlichen Welt ausbreiten.
- Wie weltweit sich Kollaborateure aus reinem Opportunismus finden lassen, die Forschungen und Sabotage-Aktionen für den IS vornehmen, obwohl sie dessen Ideologie nicht im Geringsten teilen.
- Wie die Selbstverharmlosung radikaler vordergründig friedlicher Islamverbände sich als Teil einer Hybridkriegsführung begreifen und wissen, dass Europa nicht mit Waffengewalt zu überrennen ist.
Und natürlich wird das Verhalten von Protagonisten aus dem Linksgrünen Spektrum gezeigt. Pfarrer, die sich auf die Seite von Islamverbänden stellen, Aktivisten, die Kriminelle decken und sonstige Charaktere, die von bedingungsloser Toleranz reden. Zugeben, gibt es hier keine Grautöne mehr. Die Figuren muten in der Tat fast Stereotyp an. Das ist aber zu verzeihen, da die Darstellung nicht weit von der Realität ist. Wie etwa bekannt ist, gab es schon Fälle, in denen Frauen eine Vergewaltigung nicht angezeigt haben, weil der Täter offenkundigen Migrationshintergrund hatte, ja vllt. sogar ein Flüchtling war. Wer sich seine Blase bis zur Selbstschädigung aufrechterhält, der macht sich zum Stereotyp. Aus diese Warte heraus passt die Darstellung von Ideologen in ihrer schlimmsten Ausprägung in das Konzept. Denn es gibt sie einfach, diese Menschen, die so irrational handeln, als wären sie Cartoon-Figuren.
Bewusster Einsatz des Holzhammers
Diese Themen hätten viel Potenzial eröffnet, tiefgehende Charakterstudien auf deutlich mehr Raum durchzuführen. Aber offenkundig war dies nicht das Anliegen. Die Bezeichnung „Reportagen aus einer dystopischen Zukunft“ bringt es also auf den Punkt. Der Verfasser al Kadr legt den Wert mehr auf die Skizzierung und auf die grundlegende Schilderung eines Zustands. Und gemäß diesem Anspruch macht das Buch seine Sache dann doch ordentlich. Denn gerade die letzten Reportagen, die von der Machtübernahme in Berlin und dem Morden danach berichten, gehen doch ziemlich an die Substanz, wenn man sich das Gedankenspiel doch einmal durch den Kopf gehen lässt. „Tödlicher Wüstensturm“ wirft einen Blick auf ein dystopisches Extrem. Aber selbst wenn etwas nie zu einem Extrem gelangen wird, dann kann die Annährung ab einem gewissen Grad schon gefährlich sein. Nein. Es muss nicht gleich zu einer konsequenten Sharia Regierung kommen. Aber allein, dass sich einzelne solche Menschen oder größere Gruppen im Land und in Europa überhaupt aufhalten, kann zumindest für etliche Verwerfungen sorgen und sogar erhebliche Stabilitätsrisiken mit sich bringen, zumindest aber die Gefahr auf der Straße erhöhen. Hamburg, Freiburg, Hannover – innerhalb kürzester Zeit gab es wieder drei Fälle, in denen der Verdacht des islamischen Terrors besteht. Der Holzhammer wird zum Stilmittel, um diese Themen anzugehen.
Man kann also sagen, dass es Akim al Kadr nicht darum geht, zu sagen, dass die von ihm darlegte Zukunft wirklich eintritt. Vielmehr geht es darum, auf den Punkt gebracht klarzumachen, zu was für Taten bestimmte Menschen fähig sind und was für einen Staat sie anstreben würden, wenn sie die Macht hätten. Entsprechender Extremismus findet sein Fundament immer in einem gefestigten dogmatischen Weltbild. Dazu passt auch das Zitat, das vor dem eigentlichen Text angeführt ist:
Dieses Buch ist einem liebenswerten Deutschland mit menschlichen Werten gewidmet, einem Deutschland ohne ideologische Indoktrination.
Fazit
Die Thematik ist jetzt nicht neu. „Tödlicher Wüstensturm“ mag nicht den intellektuellen und sublimen Unterbau von „Unterwerfung“ aufweisen oder die schrillen Töne von „Die Kandidatin“ anschlagen. Das Buch geht den direkten Weg und zeichnet ein paar Eckpfeiler, die den Aufstieg der Terrororganisation bilden. Und ein paar von ihnen sind gar nicht einmal so abwegig. Ein eventueller direkter Krieg mit China oder auch mit Russland würde definitiv Europa in eine Stabilitätskrise führen, die sich extreme Kräfte auf die eine oder andere Weise zu Nutze machen könnten. Ja, Subtilität geht anders. Nichts desto trotz möchte ich eine Empfehlung für dieses Werk aussprechen, das letztendlich Realität in Afrika und im Nahen Osten schlicht nach Deutschland verlegt. Denn dass die geschilderten Inhalte in der Sache an sich real sind, das ist unbestreitbar. Unter diesem Gesichtspunkt ist „Tödlicher Wüstensturm“ eine beklemmende und lesenswerte Dystopie.
Über den Autor Akim al Kadr habe ich nichts gefunden. Da das Buch bei „Books on Demand“ veröffentlicht wurde, gehe ich von einem reinen Self-Publisher aus. Das mag dann auch mit die Herangehensweise an die Geschichte erklären, um die Seitenzahl etwas geringer zu halten. Grundsätzlich fände ich es aber durchaus interessant, käme noch ein Nachfolgewerk in Form eines echten Romans, der allein in Deutschland nach der Übernahme durch den IS spielt und die Psyche der Menschen in diesem Umfeld auslotet. Potenzial sähe ich reichlich darin.
Wirklich gruselig, aber leider ziemlich realitätsnah. Ich habe mir erlaubt, den ersten Teil der Geschichte mal an die Bundes-Grünenden zu senden. Man hätte vielleicht den Namen der weiblichen Hauptfigur durch Ricarda Lange ersetzen sollen……
LikeGefällt 1 Person
Die schrecklichen Szenen, die Du beschrieben hast, bzw. und der Autor, sind für viele schon längst Realität geworden, Christian. Das blendest Du in Deiner Analyse aus. Ich meine auch die Szenen aus Deutschland, Frankreich, und Europa.
Das hat schon seine Gründe, warum der Autor Deiner Meinung nach “übertreibt”. Denke doch nur mal an den Bischof Duval, dem in Saint-Étienne du Rouvray auf dem Altar seiner Kirche die Kehle durchgeschnitten wurde.
Zuvor hatte er ein Grundstück für den Bau einer Moschee gespendet, dann kam der „arme Flüchtling“ Adel Kermiche und schnitt ihm am 25. Juli 2016, auf seinem Altar die Kehle durch.
Ist doch blutig genug oder nicht Christian?
Ich würde Dir gerne noch einiges mehr dazu sagen, aber das ist ein heikles Thema. Ich glaube nicht, dass Dein Schutzmantel die Lösung ist.
LikeGefällt 1 Person
Danke für deine Antwort und deine ehrliche Kritik. Um einen Schutzmantel geht es mir aber nicht. Ich sage nur, dass das Szenario, dass Deutschland tatsächlich unter einer IS Regierung steht, ein Tick überzogen ist. Der realistischere Vorgang, wenn islamische Ideale in die Gesellschaft einziehen, wird doch eher bei Houllebeque geschildert. Dass übrigens Menschen zu uns kommen ,die sich das brutale Szenario ausmalen würden und die Tod und Gewalt nach Europa bringen, das streite ich ja nicht ab und das spreche ich in dem Beitrag auch an. Und nur das möchte ich sagen: Es muss nicht erst zu einer Sharia Regierung kommen, damit die Zivilisation bedroht ist, einzelne Menschen, die in ihrem Geist diesen Staat anstreben, reichen vollkommen aus, um massig Probleme zu bringen. Wir sehen es ja im Fall Samuel Paty. Handlungsempfehlungen habe ich im Rahmen dieses Textes aber nicht eruiert, da es den Rahmen einer Buchvorstellung sprengen würde. Wenn mein Punkt hier nicht gut herausgearbeitet ist, dann nehme ich die Kritik gerne an. Denn du hast Recht. Gerade in Frankreich nimmt die islamische Gewalt schon lange Überhand.
LikeGefällt 1 Person
Ich verstehe Dich sehr gut Christian und will meine Antwort gar nicht so sehr als Kritik verstanden wissen. Ich kann meine Einschätzung auch so zusammenfassen:
Du siehst die fremde Welt von ausserhalb, nicht allzuviele haben sie von innen gesehen. Das ist nicht Deine Schuld. Und Letztere sind die entscheidenden Stimmen, nicht die, die dort mal Urlaub gemacht haben oder einen muslimischen Nachbarn kennen, oder ein Buch über den Islam gelesen haben, oder eine Reportage im Fernsehen gesehen haben, nein, ich sage Dir was, die kennen gar nichts. Sie sind völlig ahnungslos. Ob Du es glaubst oder nicht.
Oriana Fallaci, Sie war eine italienische Professorin, die ,vor der Ausbreitung des Islam in Italien, nach New York ausgewandert ist, und sie hat dort ein hartes Buch geschrieben, es trägt den Titel “Die Wut und der Stolz”, ich zitiere daraus:
“Doch dieser Finanzclub, der mir meinen Parmesan und meinen Gorgonzola nimmt, der meine wunderschöne Sprache und meine nationale Identität opfert, der mich mit seinem populistischem Unsinn belästigt, der mehr als 15 Millionen [jetzt sind es mehr] Söhnen Allahs samt ihren Terroristen Schutz gewähren, der von kulturellen Ähnlichkeiten mit unseren Angreifern spricht, der mit unseren Feinden ins Bettsteigt, ist nicht das Europa, von dem ich geträumt habe. Er [der Finanzclub) ist nicht Europa. Er ist der Selbstmord Europas”.
Sie schreibt auch über die Gewalt im Islam und welchen Stellenwert er hat. Das ist aber nicht Mainstream, deswegen lasse ich es aus Angst vor Repräsalien lieber weg. Danke Christian
LikeGefällt 1 Person
Du hast auf jeden Fall Recht. Danke für den Buchtipp auch. Ich werde das auf jeden Fall lesen. Um Appeasement gegenüber dem Islam gehts mir auf jeden Fall nicht. Die Zustände dort sind auch bekannt. Und ich bin ein erklärter Gegner von Kulturrelativismus. Ich erachte den Zustand in der islamischen Welt schlicht nicht als zivilisatorisch gleichwertig mit Europa. Aber da muss man tatsächlich etwas aufpassen, da man für solche Aussagen wahrscheinlich gleich der Volksverhetzung bezichtigt wird.
LikeGefällt 1 Person