Kein Kind der Einsamkeit: Leseprobe 1

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„Und hier hören wir für heute auf“.
Die Worte des Professors kamen Lena einer wahren Erlösung gleich.
„Nächstes Mal werden wir uns ein bisschen näher damit beschäftigen, wie ein Mitarbeitergespräch aufgebaut ist.“ Klingt wahnsinnig interessant. Drei Stunden Personalmanagement hatten sie geistig vollkommen ausgelaugt. Obwohl es erst Mittag war und es sich um die erste Vorlesung des Tages handelte, fühlte Lena sich, als wäre sie schon den ganzen Tag über in einem dröhnenden Maschinenraum eingesperrt.
Professor Bachmann war das Musterexemplar eines Hochschulprofessors vom alten Schlag. Er kam rein, gab ein kurz angebundenes „guten Tag“ von sich und begann zu reden. Eineinhalb Stunden in einem Schwall, ohne Fragen zuzulassen und in einem Tempo, als würde er für die Worte pro Minute bezahlt werden. Zwischendrin die kurze 15-Minuten-Pause und dann ging es wie gehabt weiter.
In Ermangelung eines Skriptes war Lena stets bemüht, den Spagat hinzukriegen, einerseits dem dürren Mann mit dem spärlichen Haar und dem konträr dazu wild wuchernden Bart genau zuzuhören und anderseits sich einigermaßen akkurate Notizen zu machen, die auch später noch zuließen, dass man entnehmen konnte, worum es überhaupt ging. Das gelang manchmal mehr, manchmal weniger. Heute hatte sie irgendwo kurz nach der Halbzeit resigniert und die kaskadisch fließenden Worte nur noch stumpf auf sich einprasseln lassen. Während sich ihre Kommilitonen um sie herum von ihren Plätzen erhoben, nachdem der Dozent den Raum eiligst verließ, wandte Lena sich ihrem Sitznachbarn zu und warf einen flüchtigen Blick auf seine Notizen, die äußerst umfangreich ausfielen.
„Ich glaub, da hab ich ein bisschen was verpasst“, merkte sie an, ein wenig versuchend, humorvoll zu klingen, doch irgendwie beschämt, dass sie auch im zweiten Semester noch immer so wenig Motivation aufbrachte, dem Studium so zu folgen, wie sie es sollte.
Der junge Mann sah zu ihr, während er seine Sachen zusammenpackte und lächelte sie verständnisvoll an.
„Du bist neu, oder?“
„Na ja, fast. Im zweiten Semester. Also fast noch ein Frischling.“
„Da hätte ich dir doch geraten, Personalmanagement noch etwas zu verschieben. Nicht, dass es jetzt so schwierig wäre, aber es kann die Lust doch etwas verhageln. Der Bachmann redet wirklich zu viel und interessant kann er seine Vorlesungen leider nicht gestalten.“
„Das kannst du laut sagen“, stimmte Lena zu. „Ich frage mich, ob er das immer in diesem Stil durchzieht.“
„Macht er. Ich habe ihn noch in einem anderen Kurs. Das ist richtig klassisch, du hast ne wahre Zettelwirtschaft nach dem Semester.“
Er stand auf.
„Na, ich muss dann aber weiter. Wenn du willst, kannst du ja bei Gelegenheit mal von meinen Notizen abschreiben, wenn dir etwas fehlt. “
„Das wäre nett, danke.“
Dann verschwand der junge Mann.
Dumme Gans, verfluchte Lena sich innerlich. Da kam sie endlich mal wieder mit jemandem ins Gespräch und sie ergriff keine Chance, nicht mal vorgestellt hatte sie sich. Frustriert seufzte sie vor sich hin. Doch was machte es für einen Unterschied? Ab einem bestimmten Punkt würde sie es ohnehin wieder vermasseln. Wenn sie in etwas wirklich begnadet war, dann darin, konsequent jede Möglichkeit auf neue Kontakte zu zerschlagen und der Bezeichnung „sozial unbeholfen“ ein Gesicht zu verleihen. Ein Semester und paar Wochen war sie nun als einsamer Wolf unterwegs und fand noch immer keinen Anschluss. Ob es anderen auch so ging? Nicht dass sie jetzt überhaupt keine Freunde hatte, aber die waren grob geschätzt 160 Kilometer und ein ganzes Bundesland entfernt. Manchmal kam sie jemand in Heilbronn besuchen, so etwa alle zwei Monate, nach Nürnberg kehrte sie aber auch nur sporadisch zurück. Was sollte sie dort auch groß erwarten, außer dass sie wieder in den zweifelhaften Genuss besserwisserischer Vorträge ihrer Eltern gelangte? Auf Standpauken zu ihren zugegebenermaßen alles andere als überwältigende Zensuren in den ersten Prüfungen konnte sie getrost verzichten. Immerhin musste sie aber auch nur eine Prüfung wiederholen. Da hat es andere bestimmt schlimmer erwischt.
Mittlerweile hatte sich der Hörsaal merklich geleert und auch für Lena war es nun an der Zeit, sich aufzumachen. Der langwierige Vortrag hatte sie jetzt doch hungrig werden lassen und außerdem musste sie dringend an die frische Luft.
Es war ein sonniger, aber relativ kühler Apriltag. Eine kräftige Böe zog vorbei. Vielleicht doch nicht das beste Wetter, um draußen zu sitzen. Mit ihrem T-Shirt war sie deutlich zu leicht bekleidet. Dann würde sie sich wohl zum Essen in die überfüllte Mensa setzen und zusehen, dass sie so schnell wie möglich wieder rauskam. Ein kurzer Spaziergang hinterher und vielleicht würde sie Buchführung schwänzen. Warum auch nicht? Zumindest hatte sie in den letzten Einheiten nichts gelernt, was ihr jetzt – nach drei Jahren Betriebswirtschaft auf der Realschule und zwei weiteren Jahren auf der FOS – überraschend neue Erkenntnisse brachte. Ein paar Abwesenheitszeiten konnte sie sich noch erlauben.
Wie zu erwarten war die Mensa ähnlich voll wie ein Mastbetrieb. Sie war erfüllt von Rufen, Gelächtern und dem Klappern von Geschirr. Die Schlange an der Essensausgabe erstreckte sich bis zum Eingang der Halle. Durch die verschmutzen Tischreihen hindurch irrte eine Parade verschwitzter Körper auf der unergiebigen Suche nach einem freien Platz. Die Atmosphäre in diesem Raum war erdrückend, geradezu erstickend. Sie löste bei Lena immer wieder aufs Neue großes Unbehagen aus. So viele Menschen an einem Ort konnte sie nicht ausstehen und versuchte sie normalerweise zu vermeiden. Insbesondere fühlte sie sich unwohl, wenn sie sich alleine unter solch ein Konglomerat fremder Personen begeben muss. Ja, es würde sicherlich keinen verwundern, dass sie noch niemanden kennengelernt hatte.
Natürlich meinte sie es nicht böse. Es war ja auch nicht so, dass sie es darauf anlegte, als die ewige Eigenbrötlerin wahrgenommen zu werden. Doch wenn man wie sie in der Vergangenheit gar zu viele falsche Entscheidungen getroffen hatte und von anderen Leuten wiederholt enttäuscht wurde, prägt dies einfach den eigenen Blickwinkel auf die Umgebung in solch einer Weise, dass er für Uneingeweihte gewiss nicht nachvollziehbar erschien und das an den Tag gelegte Verhalten als die wunderlichen Anwandlungen eines Exzentrikers in den Fokus rückte. Die Tatsache, dass Lena meist ihr Eisregen-Shirt trug, das ein Motiv vom Album „Krebskolonie“ abbildete, trug sicherlich zu diesem Eindruck bei. Sie konnte es aber auch keinem verübeln: Ein Bandshirt, auf dem sich jemand eine Kugel durch den Kopf jagte, mochte für viele Personen etwas anstößig sein. Aber sie mochte das Shirt und mit bornierten Ansichten hatte Lena zu Hause bereits genug Bekanntschaft gemacht. Sie hatte allerdings die innige Hoffnung gehegt, dass es am Campus etwas weniger konformistisch zuging, aber da hatte sie sich vielleicht von ein paar mittelmäßigen Filmen in die Irre führen lassen. Tatsächlich wirkten die meisten ihrer Kommilitonen, die hier herumliefen, auf den kleinen Grünflächen die Sonne genossen, auf den Bänken Bücher lasen oder schlicht von einer Vorlesung zur anderen hetzten, bieder wie eh und je.
Aber stand es ihr zu, ihre Mitmenschen als mittelmäßig zu bezeichnen? Immerhin studierte sie Betriebswirtschaft und es gab wohl wenig, was angepasster und langweiliger war. Zumindest würden dies die meisten Menschen so betrachten. Noch biederer war vielleicht nur Jura.
Letztendlich hatte Lena sich ihre Zurückgezogenheit als Schutzmechanismus aufgebaut, der ihrem Wunsch nach neuen Freunden extrem entgegenstand und immer wieder zu erheblichen Widersprüchen in ihrem Verhalten führte. Sollte sie eine Person heranlassen oder sollte sie nicht? Es war das immer gleiche Spiel der Entscheidungslosigkeit, das meist zugunsten ihrer Unsicherheit ausging.
Mittlerweile waren zehn Minuten vergangen und die Warteschlange schien sich kaum zu bewegen. War es das wert? Ein Blick auf die elektronische Anzeigetafel mit den Tagesangeboten verriet, dass es eine Pizza gab (mit Sicherheit eine Tiefkühlpizza), ein Backfischfilet und ein Rindergulasch mit Spätzle. Am ehesten ansprechend klang das Gulasch, doch als ein dicklicheres Mädchen an ihr vorbeikam, war die kärgliche Portion prima zu sehen. Wer soll von so etwas satt werden? Lena beschloss daraufhin, in die Stadt zu gehen und sich etwas zum Essen zu suchen.
Heilbronn war keineswegs eine Stadt, die zum Entdecken einlud. Alles, was nur im Entferntesten sehenswert war, sofern die Bezeichnung als „sehenswert“ überhaupt angebracht war, befand sich auf einem relativ komprimierten Areal im Umkreis des Bahnhofs. Und ein paar schöne Ecken gab es am Neckar entlang. Je weiter man sich jedoch vom Flussufer mit den wenigen Grünflüchen und den von Weidenbäumen versehenen Alleen entfernte, desto hässlicher wurde das Stadtbild. Ein Industriegebiet reihte sich an das andere, Firmengelände wechselten sich mit Wertstoffhöfen und Lagerhallen ab – und dazwischen befand sich immer wieder eine verwanzte Dönerbude. Wie Pilze im Wald waren diese Buden nahezu an jedem Eck zu finden. Sie prägten die Szenerie maßgeblich. Im völligen Gegensatz zu der industriellen Leere in der City stand allerdings das eindrucksvolle Panorama der Weinberge, die sich in der Ferne erstreckten und so wirkten, als hätte jemand ein imposantes Gemälde an den Horizont gezaubert. Besonders in der Abenddämmerung nahmen die Hügel einen fast surrealen Ton an und boten einen Anblick, der das graue Ambiente durchbrach wie ein Blitz die finsterste Nacht. Immerhin hatte Lena schon herausgefunden, auf welche Weise Heilbronn kulturell überzeugen konnte. Wein, nochmal Wein und ja, noch viel mehr Wein. Gegen die Winzer mochte Lena auch nichts sagen, die leisteten gute Arbeit. Aber ansonsten, ja, sonst vermisste sie so einige Annehmlichkeiten, die sie noch aus ihrem Leben in Nürnberg, einer echten Großstadt kannte und sie verfluchte diesen Ort für seine Belanglosigkeit.
Lena folge der Straßen von der Hochschule aus in Richtung des Stadtzentrums und ließ dabei Reihen von heruntergekommenen Häusern hinter sich, deren dumpfen gräulichen Fassaden bereits bröckelten oder die entweder mit stumpfen Punksprüchen oder Parolen der örtlichen Antifa beschmiert wurden. Der Verkehr übertraf sich mal wieder selbst und erreichte zur Mittagsstunde seinen Zenit, als in Dauerschleife ein dissonantes Hupkonzert sondergleichen angestimmt wurde. Manche Städte hatten trostlose Ecken, aber diese Stadt war trostlos.
Lena war etwa 15 Minuten unterwegs, als sie ihr Ziel erreichte – ein beschauliches, kleines Ramenrestaurant, das sie als ihre neue Lieblingslokalität auserkoren hatte. Es war recht modern mit hell maserigen Eschentischen eingerichtet und verzichtete auf die üblichen kitschigen Dekoelemente, die man sonst aus Asiarestaurants kannte.
Sie trat ein und nahm am ersten Tisch vor dem Fenster Platz. Die Bedienung, eine lebhafte junge Dame mit kurzgeschnittenem, rotem Haar brachte die Karte an den Tisch. Als sie so die Karte studierte, bemerkte Lena zunächst nicht die Person, die sich an ihren Tisch stellte.
„Hi.“
Lena schreckte kurz auf. Es war der junge Mann aus der Vorlesung, der mit den vorbildlichen Niederschriften.
„Hi“, antwortete sie zaghaft. „Sieht man sich doch schneller wieder.“
„Ja, ich habe dich zufällig von draußen gesehen. Hab mir gedacht, schaust mal rein. Einfach hallo sagen.“
Er hat sie wiedererkannt. Normalerweise war sie doch das Mädchen, das jeder nach zehn Minuten wieder vergisst. In ihr stieg ein sachtes Gefühl der Freude auf, begleitet von der obligatorischen Unsicherheit. Beides zusammen bildete einen Kloß in ihrer Kehle, der ihre nächsten Worte nur zögerlich hervorkommen ließ.
„Ja, Hallo.“ Hallo? Du begrüßt ihn jetzt zum zweiten Mal. Reiß dich zusammen Lena!
Der Junge lachte freundlich und fragte: „Darf ich mich setzen?“
„Klar. Warum nicht?“
Der junge Mann mit der George Clooney Frisur setzte sich. Er war recht schlank gebaut, wobei seine Arme in Proportion zu seinem Oberkörper unpassend muskulös wirkten. Mit seinem Soul Patch Bart und dem rot-weiß gestreiften Pullover wirkte er ein bisschen wie ein verlaufener Beatnik. Sein Gesicht wirkte im gesamten recht jugendlich.
„Mein Name ist Thomas“, stellte er sich vor. Seine Stimme klang sanft, aber doch bestimmt.
„Ich bin Lena.“
„Und du kennst hier noch überhaupt keinen Menschen.“ Es war keine Frage.
Von dieser Direktheit fühlte sie sich etwas ertappt.
„Das muss ich mir wohl eingestehen. Ja.“
„Mach dir nichts draus. Ich kenne das.“
„Ja?“
„Klar, ich habe auch ein ganzes Semester gebraucht, bevor ich an der Hochschule jemand kennengelernt habe. Aber das ergibt sich irgendwann immer. Bin zum Studieren von Leipzig hergezogen.“
„Ich komme aus Nürnberg.“
Das weckte bei Thomas sichtliches Interesse. „Ach so. Ich mag Nürnberg. Eine sehr schöne Stadt.“
„Warst du schon mal da?“
„Ein paar Mal auf der Durchreise. Nicht so lange, wie ich gerne wollte. Aber vielleicht schau ich die nächsten großen Ferien vorbei. Ich nehme an, du hast dort Familie?“
„Familie, Freunde, alles.“
„Ist dumm, wo neu anzufangen“, sagte Thomas, wobei ein Anklang leichten Bedauerns in seiner Stimme mitschwang.
„Das kannst du laut sagen. Vor allem in solch einer komischen Stadt.“
„Und ich dachte schon, ich wäre der einzige, der mit Heilbronn nichts anfangen kann.“
Lena merkte, wie sie sich im Inneren langsam entkrampfte. Sie mochte das Gespräch, sie fühlte sich im Moment sogar tatsächlich wohl. Thomas hatte eine unglaublich sympathische Ausstrahlung, die durch sein natürliches Lächeln und seiner lockeren Körperhaltung unterstrichen wurde und die Lena dazu veranlasste, dass sie ihm tatsächlich ihre ganze Aufmerksamkeit und Offenheit schenken mochte – zumindest aber mehr, als sie es in den letzten Monaten überhaupt bei jemanden getan hatte.
„Ja, im Vergleich zu Nürnberg ist das wirklich nichts hier. Ich war ja echt ein bisschen entsetzt, als ich hierherkam. Lebst du eigentlich im Wohnheim?“
„Ja. Hab tatsächlich noch ein Zimmer gekriegt. Hab mich aber auch sonst umgesehen, ob ich eine eigene Wohnung finde. An sich wäre es doch etwas angenehmer, die Küche nicht mit einer ganzen Etage zu teilen.“
„Ja“, antwortete Thomas. „Für den Anfang ganz nett. Bin aber auch so schnell wie möglich weg. Das Wohnheim ist ein echtes Dreckloch. Aber es beschwert sich wenigstens kaum jemand, wenn man etwas Krach macht. Da sind die locker.“
„Sie kriegen was zum Trinken?“ Die Bedienung würgte das Gespräch unvermittelt ab und beide gaben eine Bestellung auf. Lena entschied sich für ein Wasser.
„Und zum Essen nehme ich auch gleich etwas. Die Morgentausuppe bitte.“
„Für mich ein Asahi Bier bitte“, sagte Thomas. „Nichts zum Essen für mich.“
„Kommt sofort.“
„Kein Hunger?“, frage Lena Thomas.
„Ne, nicht vor dem Abend.“
„Aber ein Bier geht jetzt schon?“
„Das geht immer.“
Lena schmunzelte.
„Aber freut man sich nicht eher, wenn man aus dem Osten wegkommt? So aus dem Gerümpel raus.“ Sie wollte sehen, ob sie ihn ein wenig necken konnte.
„Ach was, es ist nicht so schlimm. Solange man nicht zu sehr in die Provinz kommt. Aber Leipzig solltest du unbedingt einmal besuchen. Ist toll dort.“
„Vielleicht komm ich tatsächlich dazu. Werde ich sehen. Nur mal so. Kann man hier in Heilbronn überhaupt etwas Vernünftiges unternehmen? Ich gebe zu, dass mich bislang noch gar nichts reizt.“
Thomas runzelte die Stirn und streifte sich durch seinen Bart. „Worauf stehst du denn so? Halt sag nichts. Du bist in der Metalrichtung unterwegs. Stimmt´s?“
„Ist das so leicht erkennbar?“
„Schwarzes T-Shirt mit einem besonderen Motiv, dunkle Hosen…dass du deine Haare nicht schwarz gefärbt hast, enttäuscht etwas.“
Sie musste schmunzeln.
„Dazu konnte ich mich noch nicht überwinden. Ich vermute, Metal ist nicht ganz deine Welt?“
„Himmel!“ Er schreckte mit einer affektierten Geste zurück. „Das würde mein zartes Gehör nicht vertragen. Ich fühle mich dann doch lieber beim Indie-Rock wohl. Modest Mouse sind immer noch meine Favoriten. Schon mal gehört?
„Flüchtig. Das ist, aber glaub wiederum nicht meine Welt.“
„Tatsächlich kenn ich aber ein Plätzchen, das dir gefallen könnte. Du hast noch nicht vom Burroughs gehört? So wie der Autor William S. Burroughs.“
Lena verneinte und zuckte ratlos mit den Schultern. „Mir sagt der Name Burroughs generell nichts.“
„Jetzt sag nicht, du kennst Naked Lunch nicht?“
Sie nickte: „Ja, den Film kenne ich tatsächlich. Ein bisschen abgefuckt.“
„Burroughs ist der Autor der Romanvorlage. Und ja, abgefuckt mag das sein, ist das Burroughs, vom dem ich spreche, auch. Und das meine ich wirklich im positiven Sinn.“
„Positiv abgefuckt?“ Lenas Augen zogen sich skeptisch zusammen.
„Finde es heraus. Am Samstag ist wieder ein Event mit toller Kunstgalerien, eine echt tolle Ausstellung und ein paar anderen interessanten Aktionen. Musiktechnisch werden alle Subkulturen bedient, die man hier in der Umgebung findet. Bisschen Gothic, Mittelalter, eben auch Metal oder manchmal gibt es nen Reggea-Abend. Alles, was nicht für die große Masse ist.“
„Aber keine echte Disco? Oder wie darf ich mir das mit den Ausstellungen vorstellen?“
„Irgendwie ähnlich. Ein bisschen Club, ein bisschen Atelier. Ich finde, das Burroughs ist ziemlich einzigartig. Werde Samstag hingehen. Paar Leute gehen noch mit. Überhaupt werden einige von der Hochschule da sein. Gibt sogar ein paar Profs, die sich immer wieder dort blicken lassen. Wenn du willst, dann komm ruhig auch mit.“
Passierte das gerade wirklich? Ein Junge fragte sie, ob sie mit ihm etwas unternehmen möchte. Lena konnte es nicht sagen, was es war, aber dieser Thomas hatte etwas an sich, das ihre sonstige Skepsis Fremden gegenüber vergessen machte und sie bemerkte, wie sich ihre Mundwinkel deutlich länger als sonst nach oben zogen, um ein freundliches, aber nicht aufdringliches Grinsen zu bilden.
Sie wollte bereits ihre Arme, die sie bislang beschämt unter dem Tisch versteckt hatte, hervorheben, doch mahnend blickten ihr die rosa hervorstechenden Striemen entgegen. Dort, wo vor drei Jahren kalter Stahl ihre Haut und ihr Gewebe zerfraß und beide Arme zu sprudelnden Quellen ihres Lebenssaftes machte, zeichneten sich noch immer die Hinterlassenschaften rasiermesserscharfer Zähne ab. Mahnmale, die sie für den Rest ihres Lebens begleiten würden und sie immer daran erinnerte, warum sie sich so verhielt, wie sie sich eben verhielt. Und jeder, der ihre Geschichte hörte, konnte nur Verständnis dafür aufbringen. Das Problem, war nur, dass wenige Menschen überhaupt mit einer Person näher Kontakt pflegen wollten, die es bereits ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Und die Zeichen ihrer damaligen Verzweiflung waren eindeutig. Selbstverständlich konnte sie die ganze Geschichte nicht sofort erzählen. Das käme merkwürdig rüber. Eine Ausrede braucht sie allerdings auch nicht ersinnen. Was sollte man auch sagen, um die Narben zu erklären? Ein Sturz mit Flaschen in der Hand? Verletzungen bei einem Raubüberfall? Hundeangriff? Niemand würde auch nur eine dieser Varianten glauben. Und so viel Sympathien sie jetzt bereits für Thomas empfand, einen solchen Wendepunkt im Leben teilte man einfach niemandem mit, den man seit grob 15 Minuten kannte. Also verbarg Lena weiterhin ihre Arme unter dem Tisch.
„Ja, klar. Ich gehe gerne mit.“ Dies sprach Lena mit erhobenen Kopf und tiefer Entschlossenheit aus.
Etwa 15 Minuten später wurde die Suppe an den Tisch gebracht. Lena und Thomas unterhielten sich noch eine gute Zeit lang entspannt miteinander und sie erfuhr allerhand interessante Dinge über ihn. Sie erfuhr, dass Thomas leidenschaftlicher Radfahrer war, Klavier spielte, ein Faible für – und damit hätte sie bei ihm überhaupt nicht gerechnet – Pen and Paper Rollenspiele hegte und einer regelmäßigen Gruppe angehörte. Außerdem lernte er im Selbststudium Japanisch. Darüber war Lena sehr verblüfft und im Vergleich dazu kamen ihre Interessen, bestehend aus Musikhören, Zeichnen und Malen sowie Wandern relativ karg vor. Vielleicht sollte sie ihre Interessen etwas erweitern.
Schließlich musste sich Thomas verabschieden.
„Ich gehe mal langsam zurück“, sagte er. „Wirtschaftsmathe steht noch an. Es wäre gut, wenn du mir noch deine Handynummer gibst. Oder wenn du sie mir komischen Vogel nicht aushändigen willst, dann geb ich dir zumindest meine.“
„Es ist ok. Du rufst dann an?“
„Du hörst von mir.“
Nachdem beide ihre Nummern ausgetauscht hatten, verabschiedete sich Thomas mit einer flüchtigen Handbewegung und einem charmanten Lächeln.
Lena aß zu Ende, zahlte und machte sich auf den Weg. Sie beschloss, direkt nach Hause zu gehen.
Zurück im Wohnheim schien sich der restliche Tag in schierer Endlosigkeit zu ziehen. Es war so, als wäre das beengende Zimmer ein Raum, in der die Zeit anderen Gesetzen gehorchte und verzögert ablief. So langweilig. So belanglos. Ein Tag, so unscheinbar, so gewöhnlich. Wieder ein Tag um und nichts vollbracht. Na ja, fast. Immerhin gab es die nette Begegnung mit Thomas und das hatte diesem Dienstag doch etwas Abwechslung verliehen. Jetzt aber, als Lena alleine war in dem schmalen Raum mit den leblos weißen Wänden und dem dunkelgrauen Laminatboden, wurde ihr wieder mit aller Brutalität ins Bewusstsein gerufen, wie nichtssagend und verschwenderisch sie ihre Zeit verbrachte. Sie hörte gerade die Musik, die sie immer hörte (gerade lief „We will rise“ von Arch Enemy), las die Bücher, die sie immer las, aktuell ein Sammelband mit Geschichten von H. P. Lovecraft (zum wiederholten Male). Aber auch das schaffte sie nur kurz. Lena merkte, wie sich ihre Konzentration in letzter Zeit immer weiter verringerte und die Motivation am Lesen deutlich abnahm. Vom Zeichnen sowie Malen gar nicht zu reden, da ging momentan überhaupt nichts mehr. Ihre Muse schien einen ausgedehnten Urlaub zu unternehmen. Die Stagnation hatte sie zu ihrem persönlichen Ritus erhoben, den sie tagein, tagaus zelebrierte und so verharrte sie in ihrer kleinen Blase.
Nachdem Lena etwas Ordnung auf ihrem Schreibtisch gebracht hatte, brühte sie sich eine Tasse verblassten China White Monkey Tee auf. Es gab in der Gemeinschaftsküche einen Wasserkocher (sie sollte sich unbedingt einen eigenen zulegen). Gleichzeitig waren zwei weitere Studenten, eine schlaksige junge Dame mit dumpfem Blick und ein Mädel mit kantigen Gesichtszügen, anwesend, die herumwuselten, sich immer wieder gegenseitig blockierten und eine Unordnung anrichteten, wie man sie in einem Studentenwohnheim erwarten konnte.
Während Lena auf das schrille Pfeifen des Kochers wartete, waren die einzigen Geräusche die des Kochgeschirrs, das in der Spüle und auf den Arbeitsplatten abgestellt wurde sowie das hektische Getrappel der beiden Frauen, die stumpfsinnig und stumm so vor sich her tappten.
Zurück im Zimmer bemerkte Lena, dass ihr silbernes Moto M5 anzeige, dass eine Nachricht eingetroffen war. Ein Blick auf das Display verriet, dass Sabrina angerufen hatte. Sabrina war Lenas beste Freundin seit Kindertagen. Grundschule, Hauptschule, Realschule und schließlich die FOS – der lange Weg, den beide beschritten, nahm ein jähes Ende, als Sabrina ihr Geschichtsstudium in Jena begann. Es war ungewohnt. Zutiefst ungewohnt, dass sich die beiden Mal nicht mehr eben an einem Nachmittag treffen konnten. Dass spontane Verabredungen nicht mehr möglich waren und sie sich nur noch alle paar Wochen, zuweilen nur alle paar Monate sahen, war befremdlich. Lenas Umzug nach Heilbronn erweiterte die Distanz noch. Vielleicht trug aber die enge Bindung zu ihrer besten Freundin bei, dass Lena so festgefahren war und sich schwerlich für Neues offen zeigen konnte. Tatsächlich war die Trennung von der einzigen Person, der sie noch wirklich Vertrauen schenken konnte, ein herber Schlag. Und auch wenn Sabrina immer wieder aufs Neue beschwor, dass sich nie etwas ändern würde und sie immer für Lena da wäre, war es nicht dasselbe. Allerdings hielten beide zumindest telefonischen Kontakt. Eine Zeit lang telefonierten sie jeden Tag miteinander, teilweise zweimal am Tag. Dies legte sich mit der Zeit.
Lena rief an. Keiner ging ran. Also schickte sie eine kleine WhatsApp-Nachricht. Hi, was gibt es?
Etwa 15 Minuten später traf die Antwort ein.
Hey, wollt mal nachfragen, wie es geht. Lena hatte es sich in ihrem viel zu schmalen Bett bequem gemacht und sich in einer azurblauen, weiß gepunkteten Merino Wolldecke eingehüllt, die ihr ihre Mutter beim Auszug geschenkt hatte.
Bei mir alles gut. Bei dir? Soll ich anrufen?
Wollte kurz was fragen. Kann grad jetzt nicht mehr telefonieren. Vorlesung geht weiter.
Um die Zeit noch?
Die Uhr zeigte 19:20.
Trauriges Smiley am Display.
Was gibt es?
Hast du am Wochenende Zeit? Kann vorbeikommen.
Dieses Wochenende?
Welches sonst?
Klar. Würde mich sehr freuen. Wann möchtest du genau kommen?
Las uns morgen darüber genau reden. Ich rufe nochmal an. Ok?
Ok.
Bin morgen ab Nachmittag daheim. 16 Uhr.
Melde mich um 17:30.
Das passt. Hab jemanden kennengelernt. Sogar einen Jungen.
Prima, das freut mich. Geht was?
Zwinkerndes Smiley.
Mehr als sonst. Ich erzähle es dir dann.
Danach trank Lena ihren Tee genussvoll zu Ende und ließ sich ihre Situation nochmal durch den Kopf gehen. Dann kam ihr der Samstagabend in den Sinn und eine gewisse Aufregung, aber auch Euphorie machte sich in ihr breit. Es war das erste Mal, dass sie mit Kommilitonen wegging. Aber würde sie diese Chance nutzen? Schlagartig überkam sie ein Wohlgefühl, das ihren Körper mit umschmeichelnder Wärme durchströmte, eine Woge bisher kauf gekannter Zuversicht.
Doch! Dieses Mal muss es klappen!
Lena mochte nicht immer das Mauerblümchen sein, das im besten Fall von allen bemitleidet, meist aber nicht mal wahrgenommen wurde. Sie musste etwas ändern. Definitiv. Und da passte Sabrina jedoch nicht ins Konzept. Nicht an diesem Wochenende. Sie würde es ihr morgen erklären müssen. Sicherlich hätte sie Verständnis dafür. Nicht erst morgen warum nicht gleich. Also tippte sie ins Handy.
Mir ist etwas eingefallen. Es geht dieses Wochenende doch nicht.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Warum?
Smiley mit großer Träne.
Ich erkläre es dir. Ruf mal an.
Später. So um halb 9.
In Ordnung.
Überpünktlich rief Sabrina zur genannten Zeit an. Sie meldete sich freundlich: „Hallo, wie geht’s?“
Die Enttäuschung über Lenas Mitteilung konnte sie jedoch nicht verbergen.
„Man kommt durch“, gab Lena zur Antwort. Kurzes Schweigen am Ende der Leitung. „Und bei dir?“
„Bei mir ist alles in Ordnung. Jetzt sag, warum du mir absagst. Und ich hoffe, es ist ein guter Grund. Ich dachte, du freust dich, wenn ich wieder vorbei schau.“
„Das tu ich“, versicherte Lena ihr mit größter Aufrichtigkeit. „Es ist aber nur so. Ich habe ja geschrieben, dass ich jemanden kennengelernt habe.“
„Ja, sagtest du. Da wollte ich nochmal fragen: Du hast ein Date? Das freut mich für dich.“„Nein, kein Date. Thomas heißt er. Er hat mich zu so nem Event eingeladen. Mit anderen Leuten. Da möchte ich gerne hin. Und, das darfst du jetzt nicht in den falschen Hals bekommen, ich glaube aber, dass es besser ist, wenn du nicht dabei bist. Ich denke, das hindert mich nur.“
„Ach.“ Die Missbilligung dieser Aussage war nicht zu überhören. „Nett.“
„Nicht falsch verstehen“, setzte Lena augenblicklich beschwichtigend nach. „Ich gehe gerne mit dir fort und klar, du bleibst immer meine beste Freundin. Das Problem ist nur, der Grund, warum ich hier noch niemanden kennengelernt habe, ist der, dass ich mich wohl zu sehr auf meine bisherigen Freunde verlassen hab. Ich bin immer mit dir unterwegs und dann gibt es in Nürnberg noch zwei, drei andere. Daniela, Tammy, Karl. Aber die sehe ich halt nur sporadisch, noch seltener als dich und auch immer nur, wenn wir in einer Gruppe fortgehen. Die wichtigste Person bist immer noch du. Aber da wir zwei halt nun so weit auseinander leben, würde es mich auch freuen, wenn ich mal jemanden kennenlerne, den ich nicht nur am Wochenende treffe. Jemand, mit dem ich halte so im Alltag quatschen kann.“
„Und du kannst nicht mit neuen Leuten reden, wenn ich dabei bin?“
„Ich weiß, wenn du am Samstag kommst, dann werde ich nur mit dir abhängen und wohl alles andere ignorieren. Ganz einfach, weil ich das immer so mache. Verstehst du? Ich muss aus meiner Komfortzone. Ich muss versuchen, auch alleine klarzukommen. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis.“
Kurzes Schweigen.
„Ich verstehe, was du meinst.“
„Lass mich einfach nur an diesem Wochenende zusehen, wie ich das hinkriege und wir machen ein anderes Mal wieder was. Wie wäre es, wenn ich nächste Woche nach Jena komm und dich besuche?“
„Nächstes Wochenende hat meine Oma Geburtstag. Aber übernächstes kann klappen.“
„Prima! Dann komm ich da. Ist es ok?“
„Ok“
„Es tut mir wirklich leid“, säuselte Lena in den Hörer. „Ich geb dir was aus.“
„Das klingt doch gut. Dann darf ich mir übernächstes Wochenende freihalten?“
„Ist gebongt. Lass uns nochmal telefonieren.“
„Klar“, stimmte Sabrina zu und klang nun deutlich erfreuter. „Und lass dann hören, wie es am Samstag war. Ich bestehe darauf.“
„Das versteht sich ja von selbst“
„Ganz ehrlich Lena“, sagte ihre Freundin, „ich war nur etwas enttäuscht, weil wir uns doch so lange nicht mehr gesehen haben. Aber ich freue mich eigentlich ja, dass du versuchst, etwas aus dir herauszugehen. Ist doch toll, wenn du endlich mal jemanden getroffen hast, mit dem du etwas an deiner Offenheit arbeiten kannst.“
„War aber nicht mein Verdienst“, gestand Lena ein. „Was eher Zufall.“
„Ist das nicht jede Bekanntschaft?“
„Das mag wohl sein. Aber ich hätte von mir aus wohl wieder keinen angesprochen. Also klar, an sich habe ich das schon. Ich habe gefragt, ob ich seine Notizen abschreiben darf.“
„Immerhin etwas. Gebracht hat es doch was.“
„Mmmh. Weißt du, das ist immer so ne Sache. Über drei Jahre ist es her, dass ich von Kristy und ihrer Clique verarscht wurde und trotzdem wirkt sich das noch immer so auf mein Leben aus.“
„Vergiss die Detzel und die anderen Schlampen. Die sind Abschaum. Wertloser Dreck.“ Schlagartig, von einem Moment auf den anderen, redete sich Sabrina in leidenschaftlicher Rage. „Du hast was Besseres verdient. So ein Müll verdient dich doch gar nicht. Die werden noch in der Gosse landen und krepieren.“
Lena schmunzelte. Sie liebte es, wie sich ihre Freundin immer so herrlich überzogen aufregen konnte. In der Hinsicht war sie das glatte Gegenteil von ihr.
„Ich versuche ja, das hinter mich zu lassen. Aber ich hätte wahrscheinlich schon dutzende neue Freunde, wenn ich nicht immer die Angst hätte, dass so etwas wieder passiert. Ich nehme mir immer vor, dass es besser wird. Ehrlich, ich versuche mich auch immer wieder zu motivieren. Darum auch meine Absage an dich. Ich muss mich selbst ins eiskalte Wasser stürzen. Die Frage ist nur, wie ich mich dann im entscheidenden Moment verhalte.“
„Ich verstehe es. Wirklich. Wir haben aber auch schon oft genug darüber geredet und ich kann dir immer noch nur das Gleiche sagen. Eine schlechte Erfahrung sollte nicht dein Leben bestimmen. Oder willst du der ganzen Welt für den Rest deines Lebens mit Misstrauen begegnen?“
„Nein“, sagte Lena. „Will ich nicht. Aber…“
„Kein Aber“, brach Sabrina sie barsch ab. „Du gehst da raus, bist selbstsicher und machst das Beste aus dem kommenden Samstag. Versprichst du mir das?“
„Ich verspreche es.“
„Und jetzt mit mehr Elan.“
„Ich verspreche es“, antwortete Lena kraftvoll.
„Ja, wie gesagt, lass mich dann wissen, wie es war. Wünsch dir schon mal viel Spaß. Ich muss jetzt aber auflegen. Hab noch nichts gegessen heute.“
„Alles klar, schönen Abend noch.“
„Gute Nacht.“ Sabrina legte auf.
Schön, dass es ihre Freundin doch noch so gut aufgenommen hatte. Den restlichen Abend ließ Lena mit einer Rippe Schokolade mit erfrischender Orangen-Minz-Füllung ausklingen und tatsächlich kam ihr sogar ein Gedanke für eine neue Zeichnung in den Sinn. Ein kurzer, aber heftiger Motivationsschub, der sie zu Papier und Bleistift greifen und loszeichnen ließ. In einer halben Stunde entstand nicht viel und das Ergebnis war weit weniger morbide, als sie es für gewöhnlich waren. Auf ihrem Papier entstanden die Grundskizzen eines verdorrten Baumes, von dem Blut tropfte. Die Zeichnung war noch recht grob und bedurfte sicherlich einiges an Feinschliff. Jedoch freute Lena sich, dass die Kreativität ihr überhaupt mal wieder einen Besuch abstattete. Vielleicht kam sie demnächst sogar wieder dazu, richtig zu malen. Gegen 22:30 hörte Lena auf, legte sich hin und schlief bald darauf ein.

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